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(Blumen auf Kreta)

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Kaliviani - Schiffswrack: Ein Abschiedsgruß

1997 Das Frachtschiff neigt sich zur See
Hörtext: Das Schiffswrack von Kaliviani, ein Abschiedsgruß
Der gestrandete Koloss mit Namen Santa Marina war DAS Wahrzeichen von Kaliviani. Das Frachtschiff lag, vor 26 Jahren  auf hoher See manövrierunfähig geworden und gestrandet, direkt an der Küste bei Kaliviani. Einen der angeheuerten Matrosen, einen Inder, lernte ich vor 10 Jahren kennen und er erzählte mir seine Geschichte. Ich erinnere mich, dass er mir erzählte, er habe auf diese Weise seine Frau hier auf Kreta kennengelernt und geheiratet. Sie leben jetzt gemeinsam in Ierapetra, am anderen Ende von Kreta im Südosten. Jedes Jahr machte der Matrose, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, in Kaliviani ein paar Tage Urlaub und besuche das Schiffswrack,
Blick vom Meer auf das Schiffswrack
welches seinem Leben eine solch glückliche Wendung bereitet hatte. Nun, seit es das Wrack nicht mehr gibt, glaube ich nicht, ihn hier noch einmal wiederzusehen.
Das Schiffswrack, für viele ein magischer Anziehungspunkt, lockte seit Jahrzehnten seine Fans an und verführte den Betrachter zu interessanten Fotos aus diversen Perspektiven.
2002 - Grafiti auf dem Wrack
Ich selbst bin mehrmals in den Rumpf gestiegen und habe Innenaufnahmen gemacht. Es war schon ein kleines Abenteuer, soviel instabile Masse von Eisen um mich herum zu wissen, das Schlagen der Wellen durch die Schiffswand zu spüren und nicht schwindelig zu werden, denn alles was senkrecht gehört wie Wände, Türen, Möbelreste war in die Diagonale verrutscht. 1997 tobt das Meer um den gestrandeten Frachter
Von Jahr zu Jahr senkten sich die immer noch aufragenden hohen Masten dem Meeresspiegel zu, bis der Schiffsrumpf sich schließlich in der Mitte verwund und das Wrack derart verdrehte, als wisse es nicht in welche Richtung sich zu neigen. Es gab sogar Grafitis an der Aussenwand zu bewundern, lange bevor diese Art von
das Ende des Wracks und der Anfang einer Legende?
Kunst auch die grossen kretischen Städte befiel. Künstler aller Art versuchten sich am Schiffswrack, fasziniert von den unterschiedlichen Oberflächenstrukturen, die abgeblätterte Farbanstriche und schließlich der Rost
starke Männer entsorgen den Frachter
hervorbrachten. Besonders die Winterstürme frassen an dem gestrandeten Frachter. Hohe Wellen brachen sich ungehemmt am Rumpf und drangen in ihn ein. Alles was nicht niet.- und nagelfest war, wurde irgendwann herausgerissen und verteilte sich über den umliegenden Steinstrand. So mancher unternahm dorthin Spaziergänge und entdeckte interessante Fundstücke.

Einige meiner Regale bestehen aus Seitenteilen von Schubkästen - meiner Vermutung nach aus der Kapitänskombüse,
Abräumarbeiten 2003 am Strand
denn es ist anzunehmen, dass dort das Mobiliar qualitativ am besten gefertigt wurde. Es sind Zinken und Zapfen an den formschön gearbeiteten Schubkästenseitenteilen zu sehen - die Kanten des Holzes zwar vom Meer gerundet, aber ansonsten massiv und unversehrt.
Mit Schneidbrenner gegen ein Ungetüm
Wieviele Fantasien mag der der gestrandete Riese wohl in uns hervorgerufen haben! Und dann, im November 2003 war es endlich soweit. Das Schiffsrack trat seine letzte Reise an. Es hatte einen neuen Eigner gefunden, der das Wrack als Altmetall verkaufen wollte.  Mit Schneidbrennern den Frachter in handliche Teile zerschneidend, .kämpften ein paar tapfere Männer wochenlang gegen das Massiv aus Stahl.- und Eisen an. Bei Wind und Wetter konnte ich die Arbeiter beobachten, die, wie Ameisen gleich,
ein Mast fällt
kleine Sequenzen des Schiffes mit einer winzigen blauen Flamme in langen Schnitten abtrennten. Eine heikle Aufgabe, denn niemand konnte genau vorausberechnen, wohin das abgetrennte Teil fallen und wie sich der Rest des Rumpfes dazu verhalten würde. Megatonnen schwere Gewichte haben ihre ganz eigenen Launen. Doch glücklicherweise wurde niemand während der fast dreimonatigen Demontage ernsthaft dabei verletzt. Man stelle sich das einmal vor: Der Tanker wurde in 1x1m kleine Quadrate zerschnitten, denn größer durften die Teile nicht sein, sollten sie doch in den Schmelzofen kommen, dessen Öffnung nur 1x1m betrug! Eine Sisyphusarbeit - und da das Wrack schon stellenweise sehr stark verrostet war, gab es zuhauf Probleme mit dem Schneidbrennern, welche auf Rost nicht funktionieren.
abgetrennter Mast am Rumpf des alten Frachtschiffs
Nun klafft, für all jene die das Wrack kennen und lieben gelernt hatten, eine grosse Lücke am Stand von Kaliviani. Aber mal ganz ehrlich: Das Wrack wurde zunehmend gefährlicher und instabiler und wahrscheinlich ist auf diese Weise ein Unglück mit Personenschaden verhindert worden, denn das wäre doch eine zu traurige Erinnerung an den Riesen gewesen.

Eine Legende entsteht...

Menschen in Kaliviani:
Der Dichter Athanasios Diktakis
hat ein Gedicht über das Wrack von Kaliviani verfasst.
Hier können Sie das Original mit einer Übersetzung lesen.

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