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Die Suche nach dem verlorenen Schatz in Kissamos 2009

Wo soll ich anfangen, wo enden? Als bisher absolut karneval-resistentes norddeutsches Wesen dauerte es immerhin 13 kretische Aufenthaltsjahre, bis ich mich, ein wenig neugierig geworden, in den kretischen Karnevalstaumel hineinreißen ließ, genauer: in den kissamotischen Karneval. Es begann mit der Anfrage, ob ich beim Clown-Plakate malen mithelfen könne und endete eine Woche später mit dem Gefühl, endlich dem Karneval ein paar interessante Seiten abgewonnen haben zu können.

Eingeladen in eines der zwölf 15-köpfigen Teams begann am Samstagmorgen “Die Suche nach dem verlorenen Schatz” um Punkt 9:00 Uhr. Wir waren das weiße Team Namens Neosyllektes, blutige Anfänger und natürlich alle kostümiert. Der erste Teil auf der Suche nach dem verlorenen Schatz bestand aus einem Berg von Arbeitsblätter. Daneben sollten handtellergroße Steine vom Strand gefunden werden und mit einem Karnevalsmotiv bemalt werden. Eine leichte Übung im Vergleich zu den folgenden:

  • Besorgt eine alte Waage mit Gewichten
  • Füllt ein gekochtes Ei ohne Schale unversehrt in eine Weinflasche
  • Worträtsel zielten auf bestimmte Muscheln ab, die dann aufgetrieben werden mußten
  • ein anderes Rätsel fragte nach dem Apfel der Erina, der zu beschaffen sei (vergoldet mit der Inschrift: der Schönsten, aus einer alten Göttersage)
  • Glänzende Rubine sollten beschafft werden, doch das Wortspiel zielte auf einen Granatapfel
  • ein altgriechisches Worträtsel beschrieb eine Traube - aber sie mußte vertrocknet und ohne Trauben abgeliefert werden!
  • ein Alter Mensch sollte gefunden werden, der bereit war, ein altes kretisches Lied zu singen. Als Beweis mußte ein Video per Handy abgeliefert werden. Das von der Jury später als bestes Video bewertete zeigte eine 91jährige, bettlägerige Frau, die stimmkräftig ein Lied zum Besten gab.
  • Eine Bibel in Bildern mußte beschafft werden und zielte auf eine Papyrusrolle

Und damit nicht genug, es gab Haufenweise weitere Rätselfragen nach geographischen Objekten, Fragen zu alten griechischen Liedern und Filmen, Fragen nach Architekten und anderen Projekten. Knifflige mathematische Probleme zweier ineinander gelegter Sesamkringel (Kuluries, hier auf Kreta so beliebt wie in Frankreich die Croissants) waren zu lösen,  in denen sich Ameisen mit verschiedenen Freßtempi befanden, die sich wann begegnen würden? Die Köpfe rauchten, Bücher wurden gewälzt, das Internet befragt und Freunde angerufen. Jeder tat, was er kann, und einige standen nur so rum und föhnten sich die Haare.

Die allerkniffligsten Aufgaben bestanden aus nur Bruchstücken von Buchstaben und Zahlen, so in der Form von: D 4 J (Lösung: Die vier Jahreszeiten) oder: d S d W s (den Stein der Weisen suchen). Besonders schwierig war dabei auch die Verwendung der altgriechischen Sprache.

Um 14 Uhr war Abgabetermin, und gleichzeitig wurde jedem Team ein neuer Umschlag ausgehändigt. Diesmal ging es kreuz und quer durch Kissamos und Umgebung. Eigens dafür hatte jedes Team ein paar Fahrer eingestellt, damit wir schneller von A nach B? kamen.
Unsere erste Aufgabe bestand aus einem Foto einer schönen kunstschmiedeeisernen Haustür, die in Kissamos gefunden werden mußte. Dort war ein weiterer Hinweis für uns auf den nächsten gesuchten Ort versteckt. Die Tür war leicht gefunden, doch wo war nur der verflixte neue Hinweis? Es war wirklich zum Verzweifeln, bis endlich eines der Kids mit lautem Freudenschrei das gesuchte Zettelchen hoch hielt. Gefunden an der Stelle, mitten in einem Büschel Unkraut, wo bereits einige erfolglos rumgestochert hatten. So kann es kommen. Wie die Raubtiere um einen Schmaus drängelte sich die Gruppe, um den nächsten “Schatz” zu finden, doch das Wortspiel war wieder sehr rätselhaft:

“Am Protogouli kommen sie, immer wenn er endet,
unten am Kastro am alten, kommt, um sie zu treffen!”

Protogouli ist ein altes Wort für einen Monat, doch man war sich zunächst nicht sicher, den Juni oder Juli? Kastro erschien allen leicht, doch es sollte uns kostbare Zeit rauben. Wir suchten verzweifelt an der alten Mauer in Kastelli, bekamen von einem schlitzäugigen Passanten noch dazu einen absichtlich falschen Hinweis und fanden natürlich absolut nichts. Telefonate an Freunde ... und als das auch nichts erhellte schließlich ein Anruf an den Veranstalter, der uns einen neuen Tipp gab (wir sollten etwas über Kissamos hinaus denken!), natürlich unter drastischen Punktverlusten.
Damit waren wir auf der richtigen Fährte, denn 2 km oberhalb von Kissamos befindet sich das kleine Dorf Paliokastro (übersetzt: altes Kastro). Nach weiteren verzweifelten Suchen nach, “ja was eigentlich?” fiel bei endlich Jemandem der Groschen und alles stürzte sich zurück in die Auto, hin zur kleinen Kapelle unterhalb des Dorfes (ja, Bibelfestigkeit zahlt sich auf Kreta eben aus). Dort befindet sich eine Kirche, die dem Treffen der Heiligen 12 Apostoli geweiht ist, welche jedes Jahr am 30. Juni gefeiert wird. Drei Grabstellen und ein Glockenturm lenkten uns zunächst nur von der richtigen Lösung ab, doch dann waren wir uns sicher - irgendwo hier mußte einfach der Hinweis auf den nächsten Schatz versteckt sein. Und wie schon vorher, viele suchten und sahen doch nichts, bis plötzlich jemand ein Kärtchen aus dem Gestrüpp um den ersten Baum links hervorzog. Jubel, ohrenbetäubender, frenetischer Lärm aus Trillerpfeifen und Tröten erhob sich. Wir hatten die ersten beiden individuellen Schatzsucheraufgaben erfüllt. Am dritten Ort würden wir nur einen neuen Hinweis auf den vierten Ort finden,  wenn wir schnell genug sind.  Dieser Ort wurde nämlich von allen Gruppen gesucht, die ihre ersten beiden Stellen bereits gefunden hatten.
Nun, wir fanden nach einigen Irrfahrten auch diesen Ort, doch die anderen waren schneller als wir und es gab kein neues Kärtchen mehr zu finden. Aber stimmte das tatsächlich, oder waren wir nur nicht fündig geworden? Diese Spekulation einiger ließ neue Hoffnung in uns allen aufkeimen, doch ein Anruf zur Spielleitung bestätigte unser Ende. Eigentlich gar nicht so unpassend, denn wir hatten einen Bärenhunger und fanden uns wieder am zentral gelegenen “Stützpunkt” bei Natascha ein.

Viel Zeit konnten die angemeldeten 15 Teilnehmer aus unserer Gruppe jedoch nicht vergeuden, denn es mußte noch das 5min Theaterstück mit aktuellem Thema freier Wahl geprobt werden. Die Aufgabe war, eigene Vierzeiler zu texten, diese in singender Weise vorzutragen und musikalisch zu begleiten. Dabei durfte nur ein Musikinstrument Verwendung finden, alle anderen sollten in Marke Eigenbau hergestellt werden.

Abends um 21 Uhr im Bürgermeistersaal von Kisamos (neuerdings schreibt es sich nur noch mit einem “s” in der ersten Silbe, was für ein nettes neues Chaos bei Verkehrsschildern sorgt) trafen sich alle 12 Gruppen, und trugen ihre Sketche vor. Aus dem Publikum erscholl intensivste Unterstützung für alle Gruppen. Zum Ohren abfallen laut! Ich habe mich gefühlt wie beim Fußball in der Westkurve, nur alles komprimiert in einem kleinen, dem Amphitheater gleichendem Saal.
Und es hat doch irren Spaß gemacht - ich werde langsam karnevaltauglich. Nur morgen, zum großen Faschingsumzug in Kisamos, werde ich vorsorglich Ohrenstöpsel mitnehmen, das ist mal klar.

 

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